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Veranstaltungen


Freitag, 12.4.2019, 19.00

Nicht Schulreform, sondern Totalumbau

Prof. Dr. Mario Andreotti

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Medienkonferenz vom 28.5.15

Maja Bäni, Sekundarlehrerin und Mutter

Sehr geehrte Damen und Herren

Als Lehrerin und Mutter verfolge ich die Entwicklung an unserer Volksschule seit langem. Ich bekomme die Veränderungen und Reformen der letzten Jahre hautnah mit. Mit dem Lehrplan 21 werden diese problematischen Entwicklungen zementiert, die schon seit vielen Jahren in Gang sind.

Ich möchte zwei Hauptkritikpunkte anführen, die mit dem Lehrplan 21 verbunden sind:

  1. Die veränderte Rolle der Lehrpersonen und
  2. Der unstrukturierte und unsystematische Aufbau des Stoffes.

Sie gehören als sogenannt selbstorganisiertes Lernen zusammen.

1.Die veränderte Rolle der Lehrperson

Die Lehrperson nimmt im Lehrplan 21 die Rolle eines Lernbegleiters ein, der im Hintergrund bleibt und für die Schülerinnen und Schüler nur noch Lernumgebungen und Lerngelegenheiten bereithält. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich ihr Wissen möglichst auf sich gestellt erarbeiten, jedes Kind in seinem Tempo. Klassenunterricht bekommt eine nebensächliche Rolle. Diese Unterrichtsform widerspricht aber den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Heute weiss man, dass die Lehrer-Schüler-Beziehung das zentrale Element beim Lernen ist. Das wurde in der Hattie-Studie bewiesen und ich kann diese Erkenntnis aus meiner eigenen Erfahrung aus dem Schulalltag bestätigen. Kinder brauchen Anleitung und Einführung. Die Lehrperson muss mit ihrer ganzen Persönlichkeit mitten im Geschehen stehen.

2. Der unstrukturierte und unsystematische Aufbau des Stoffes

Die Lehrplan 21- kompatiblen Lehrmittel sind für das selbstorganisierte Lernen gemacht. Einige sind bereits in Anwendung, z.B. das neue Lehrmittel in Mathematik. Der systematische Aufbau vom Einfachen zum Schwierigen fehlt darin weitgehend und der Stoff wird nicht mehr vertieft. Man wirft die Kinder in eine Situation, in der sie überfordert sind. Als Mutter erwarte ich aber von der Schule, dass sie solide Grundlagen legt.

Mit dem Kompetenz-Konzept im Lehrplan 21 ist ein individualisierter Unterricht  vorgegeben. Entsprechend gibt es auch keine Jahresziele mehr, sondern nur noch Zyklusziele, die einen Zeitraum von drei bis vier Jahren umfassen. So wird ein Umzug innerhalb einer Gemeinde, eines Kantons oder verschiedener Kantone nicht erleichtert, sondern sogar erschwert.

Zudem wird die Schere zwischen den Guten und den Schwächeren immer mehr auseinandergehen. Während sich die Leistungsstarken bereits mit Inhalten beschäftigen, die eigentlich zur nächsten Klasse gehören, mühen sich die Leistungsschwachen damit ab, die Grundansprüche zu erreichen. Vor allem schwächere Kinder lernen aber in diesem Unterricht schlechter als im geführten Klassenunterricht. Die Idee der Chancengleichheit wird so aufgegeben. Wer keine Eltern hat, die unterstützend beispringen können, bleibt auf der Strecke.

Die veränderte Unterrichtsgestaltung und die Rolle der Lehrperson haben sich auch mit der Überarbeitung des Lehrplans 21 nicht geändert, da das Konzept des Konstruktivismus das gleiche geblieben ist.

Noch ein Wort zum Kindergarten: Im November 2012 hat sich das Zürcher Stimmvolk deutlich für die Beibehaltung des Kindergartens ausgesprochen. Im Lehrplan 21 gibt es aber keinen speziellen Lehrplan für den Kindergarten. Er ist in einem Zyklus mit den ersten beiden Schuljahren zusammengefasst. So würde die Grundstufe auf diesem Weg wieder eingeführt und der Volksentscheid übergangen.

Ich fasse zusammen:

  1. Der Lehrplan 21 zementiert problematische Entwicklungen, die seit langem schleichend in Gang sind.
  2. Der Lehrplan 21 will das selbstorganisierte Lernen in den Vordergrund stellen.
  3. Mit unserer Initiative fordern wir einen Lehrplan, der klare Inhalte des Unterrichts für jedes Schuljahr festlegt.

Wieso sollen wir unsere bewährte gut qualifizierte Volksschule nach den gleichen Vorgaben wie in den USA auf den Kopf stellen? Sogar die führende amerikanische Reformerin Diane Ravitch schrieb angesichts des angerichteten Desasters in ihrem neusten Buch: „Ich habe mich geirrt.“ Dieses Desaster können und müssen wir verhindern. Deshalb wollen wir, dass das Volk über den Lehrplan abstimmen kann.

Zur Medienmitteilung

Zum Referat von A. Borer

Zum Referat von A. Silberschmidt

Zum Referat von H. Geiges