Mehr Mitbestimmung in Schulfragen – Lehrplan vors Volk!
Der Zürcher Bote vom 17. Juli 2015
Anita Borer, Kantonsrätin SVP, Uster
Gute Schule bedingt entsprechende Grundlagen, die in der Bevölkerung breit abgestützt sind. Mit der Initiative «Lehrplan vors Volk» erhält ihre Meinung ein Gewicht.
Es ist ein Werk von Bildungsbürokraten. Im stillen Kämmerlein beschlossen, umständlich formuliert, schwerfällig, mit gegen 500 Seiten sowie über 4000 Kompetenzzielen eindeutig überladen und von der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) den Kantonen aufoktroyiert: Der Lehrplan 21. Sogar der «Beobachter» titelte in seiner vierten Ausgabe im Februar 2015: «Dieser Lehrplan kann depressiv machen».
Kantonale Volksinitiative
Der Lehrplan 21 wurde am 7. November 2014 von der D-EDK zur Einführung in den Kantonen freigegeben. Die Kantone haben nun den Auftrag, diesen Lehrplan 21 im Rahmen ihres jeweiligen kantonalen Lehrplans einzuführen.
Gegen dieses Vorgehen regt sich seit Monaten Widerstand in fast allen Kantonen, so auch im Kanton Zürich. Seit Ende Mai 2015 sammelt ein überparteiliches Komitee Unterschriften für die kantonale Initiative «Lehrplan vors Volk».
Kurz erklärt, verlangt die Initiative, dass der Kantonsrat den kantonalen Lehrplan genehmigen muss. Bisher war der Bildungsrat dafür zuständig. Weiter soll mit der Initiative der Kantonsratsbeschluss, mit welchem der Lehrplan genehmigt wird, referendumsfähig sein. Das Volk hätte somit abschliessend die Gelegenheit, über den kantonalen Lehrplan abzustimmen.
Weshalb ist es so wichtig, dass die Initiative unterstützt wird? Die nachfolgenden Punkte erläutern es.
1. Kantonale Bildungshoheit wahren
In der Bundesverfassung Artikel 62 steht unmissverständlich, dass die Kantone für die Bildung zuständig seien. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben diesen Grundsatz am 21. Mai 2006, mit der Annahme des Bildungsartikels bestätigt.
Dieser von den Befürwortern des Lehrplan 21 vielzitierte Bildungsartikel hält die Kantone weiter dazu an, das Schulwesen in Bezug auf wichtige Eckwerte zu harmonisieren. Denselben Zweck hat die «Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule» (HarmoS-Konkordat), welcher der Kanton Zürich in einer weiteren Volksabstimmung beigetreten ist.
Fakt ist, dass das Volk eine gewisse Harmonisierung im Schulwesen wünscht, gleichzeitig aber die Bildungshoheit der Kantone wahren möchte. Denn es hat sich gezeigt, dass sich durch den institutionellen Wettbewerb zwischen den Kantonen letztlich die besten Lösungen herauskristallisieren und bewähren können.
Falsch ist, dass der Lehrplan 21 der kantonalen Bildungshoheit und einer sinnvollen Harmonisierung gerecht wird. Weder im Bildungsartikel noch im Harmos-Konkordat ist die Rede von einem umfassenden Lehrplan, welcher unter dem Deckmantel der Harmonisierung für alle Kantone gelten soll. Der aktuelle Lehrplan 21 untergräbt jeglichen Gestaltungsspielraum der Kantone. Zudem werden im Lehrplan 21 keine Jahresziele, sondern Zyklusziele vorgegeben, die drei bis vier Jahre umfassen. Ein Umzug innerhalb einer Gemeinde, eines Kantons oder verschiedener Kantone wird dadurch nicht erleichtert, sondern sogar erschwert. Von einer nützlichen Harmonisierung kann keine Rede sein.
2. Demokratische Mitbestimmung stärken
«Die Volksschule des Kantons Zürich ist den Grundwerten des demokratischen Staatswesens verpflichtet.» - so schreibt das kantonale Volksschulamt auf seiner Webseite einleitend. Dieser demokratische Grundsatz ist ebenfalls in der Bundesverfassung verankert.
Fakt ist, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in den vergangenen Jahren über diverse bildungspolitische Vorlagen wie zum Beispiel die Grundstufe, Mundart im Kindergarten und Klassengrösse abstimmten. Sie fällten weise Entscheide, die somit von einer Mehrheit in unserem Kanton getragen werden.
Falsch ist, dass der Kantonsrat bzw. das Volk nicht über die Grundlage unserer Schule, den Lehrplan diskutieren und abstimmen können. Die Aussagen der Gegner unserer Initiative, dass der Lehrplan zu umfassend und zu komplex für eine Diskussion und Abstimmung ist, zeigt die Absurdität des vorliegenden Lehrplan 21.
3. Zukunftstaugliche Bildung garantieren
Eine gute Schulbildung ist zukunftsweisend. Experimente in diesem Bereich wurden in den vergangenen Jahren genügend durchgeführt und haben nicht zu einer Verbesserung unseres Schulsystems geführt. Im Gegenteil: Betriebe klagen über die sich verschlechternde Grundbildung der Auszubildenden. Hochschulen werden immer mehr von Studentinnen und Studenten überflutet, die der geforderten «Exzellenz» nicht mehr gerecht werden.
Fakt ist, dass die Schule den Schülerinnen und Schülern eine solide Grundbildung gewährleisten muss.
Falsch ist, dass der jetzt vorliegende Lehrplan 21 diesen Anforderungen gerecht wird. Es sind sogar diverse höchst umstrittene Reformen enthalten. Dazu nur ein paar davon:
- Unzählige diffus formuliert und von Bildungsfachleuten in Frage gestellte «Kompetenzen» stehen im Vordergrund. Grundlegende für das Berufsleben wichtige Kenntnisse und Fertigkeiten (Einmaleins, Prozentrechnen, Schreibsicherheit usw.) sind nicht mehr zentral.
- Die Ziele für den Kindergarten sowie der 1. und 2. Klasse werden zusammengeführt: damit wird die vom Zürcher Volk abgelehnte Grundstufe eingeführt.
- Viele der neuen Lernziele sollen durch fragwürdiges, selbstentdeckendes Lernen unter Einbezug von Heilpädagogen und Fachlehrern erreicht werden: das bewährte Klassenlehrersystem verschwindet immer mehr.
Eine Volksschule mit dem Volk
Was uns die Umsetzung des Lehrplans 21 letztlich kosten wird, ist noch unklar. Es ist lediglich bekannt, dass neue Lehrmittel gedruckt werden müssen. Und weil der Aufbau des Lehrplans 21 mit sogenannten Kompetenzzielen völlig neu ist, werden auch die Lehrerinnen und Lehrer geschult. Schätzungen gehen davon aus, dass die Einführung des Lehrplans 21 schweizweit einen Betrag im höheren zweistelligen Millionenbereich ausmachen wird.
Es wird immer wieder gesagt: Unsere Bildung ist unsere Ressource. Dieser gilt es, Sorge zu tragen. Eine Schule, die auf Leistung, Wissen, Eigenverantwortung, autonomen Lehrpersonen und guten Grundlagen aufbaut, ist erfolgversprechend. Nur eine Schule, die vom Volk getragen wird und wichtige Entscheide nicht den Bildungsbürokraten und -theoretikern überlässt, ist beständig.
Auszüge aus dem aktuellen Lehrplan 21Deutsch Die Schülerinnen und Schüler
Natur, Mensch, Gesellschaft Die Schülerinnen und Schüler
Medien und Informatik Die Schülerinnen und Schüler
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